Jedes Kunstwerk hat seine Geschichte und sein Geheimnis

„ Jedes Kunstwerk hat seine Geschichte und sein Geheimnis“

Von Mirjam Hagebölling

Galerie Rosemarie Bassi in Remagen

„ Jedes Kunstwerk hat seine Geschichte und sein Geheimnis“ Remagen · Anlässlich der neuesten Ausstellung in der Galerie Rosemarie Bassi gaben die Künstler Ralf Kosmo und Van Son Le tiefe Einblicke in ihr Schaffen. Dabei kamen auch für Kunstfreunde überraschende Einsichten zustande.

Angeregtes Gespräch über Kunst: Ralf Kosmo (v.l.), Galeristin Rosemarie Bassi und Van Son Le.

Nach längerer, krankheitsbedingter Pause ist sie wieder da: Rosemarie Bassi – die Grande Dame der rheinischen Kunstszene. Und auch die traditionellen Künstlergespräche in der Galerie leben wieder auf: Am Sonntag hatte Rosemarie Bassi zwei Künstler zum Gespräch geladen, die nicht unterschiedlicher hätten sein könnten: den Kölner Ralf Kosmo und Van Son Le, geboren und aufgewachsen in Vietnam. Und doch gibt es ein verbindendes Element zwischen den beiden: Sie waren Kommilitonen im Masterstudium der Malerei an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter, und sie schlagen Brücken.

Ralf Kosmo, Jahrgang 1969, war Schüler und Assistent von Mary Bauermeister und berichtete über die Entstehungsgeschichte seiner Werke. Die „Pyramide“ sei aus Überresten des Ateliers von Mary Bauermeister in Oberagger (Oberbergischer Kreis) entstanden. Das Atelier wurde durch einen Brand im April 2019 gänzlich zerstört. Die „Pyramide“ besteht aus vielen einzelnen Dreiecken aus Fell, Tierund Pflanzenhäuten. Die grünen Dreiecke sind aus Kupfer und stammen vom einstigen Kuppeldach der Beethovenhalle Bonn. Die Spitze ist aus gold-schimmernden Messingelementen, dies sind Teile der ehemaligen Künstlergarderobe der Beethovenhalle. Die Schriften am Rand der Pyramide wirken geheimnisvoll. „Dies sind wichtige Fragmente und Themen, die mir während der Schaffenszeit in den Kopf kamen. Es lässt sich auch als Koordinatensystem mit Frage und Antwort lesen. Ich schaue dort selbst immer wieder drauf und finde neue Knotenpunkte“, erläutert Kosmo.

Das immer wiederkehrende Element in Kosmos Kunst sind geometrische Formen und besonders Dreiecke. So auch in der Lichtinstallation mit dem Titel „Dreiklang“. Durch den darunter installierten Spiegel ergebe sich eine weitere Ebene. In diesem Werk habe er sich mit der Frage: „Was ist Licht?“ aus wissenschaftlicher, künstlerischer und philosophischer Sicht beschäftigt. Ralf Kosmo sagt von sich selbst, er gehe sehr spielerisch an neue Themen und Werke heran und interessiere sich für Naturwissenschaften – insbesondere für Astronomie und Quantenmechanik. „Ich bin Künstler geworden, weil die Werke für sich sprechen sollen. Ich habe keine Intention bevor ich anfange – es passiert einfach“, so Kosmo.

Van Son Le, Jahrgang 1984, war in Vietnam bereits ein sehr bekannter Künstler. Er studierte Malerei an der Kunsthochschule Hue in Vietnam und spezialisierte sich auf den Bereich „Lackkunst“. Diese 3500 Jahre alte Kulturtechnik diente der Oberflächenveredelung und Dekoration von Alltags- und Kunstgegenständen und ist sehr hoch angesehen. Der Lack wird von Lackbäumen gewonnen, die nur in Ostasien wachsen. „Für diese schwierige Technik braucht man sehr viel Geduld und nicht jedem Schüler wird der Umgang damit zugetraut. Dies ist eine besondere Auszeichnung“, erläuterte Rosemarie Bassi. In den Lack mischt Van Son Le Farbpigmente und trägt sie schichtweise auf den Holzuntergrund. Da die einzelnen Schichten trocknen müssen bevor eine neue Schicht aufgetragen werden kann, dauert ein einzelnes Werk rund drei Monate. Die etwa fünf bis sieben Schichten werden vorsichtig wieder abgeschliffen, so dass ein Mosaik entsteht. Für die weißen Pigmente benutze er die Schalen von Enteneiern, erläuterte der Künstler. Bemerkenswert bei Van Son Le sind die Unmengen an Skizzen, die er anfertigt, da er gerne herumexperimentiert. Der Künstler mit vietnamesischen Wurzeln vereint in seinen Werken Elemente der ostasiatischen Kultur und möchte damit eine Brücke zwischen den Kulturen bauen. Die Ausstellung „ieri, oggi, domani, sempre“, (deutsch: „gestern, heute, morgen, immer“) ist noch bis Mitte November in der Galerie Rosemarie Bassi, Marktstraße 109 in Remagen mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen. www.galerierosemarie-bassi.eu.